Ravensburg- und Rutenfestlieder

1. Mein Ravensburg im Schwabenland,
Wie liegst du schön am Schussenstrand,
Des Obstbaums Blüt‘, der Rebe Blatt
Umrahmen dich, du schöne Stadt.
Es lacht vor dir ein freundlich Tal,
Sei mir gegrüßt viel tausendmal,
viel tausendmal!

2. Die Alpenriesen schau’n herein,
Zu dir mit hellem Silberschein,
Seh’n sich an dir doch niemals satt,
Du wunderschöne Schwabenstadt.
Du Perle in dem Schussental,
Sei mir gegrüßt viel tausendmal,
viel tausendmal!

3. Weithin reicht deiner Türme Gruß,
Voll Anmut an der Veitsburg Fuß.
Ruhst du voll Glanz in Maienpracht,
Mit Sehnsucht hab‘ ich dein gedacht.
In weiter Welt viel tausendmal,
Mein Ravensburg im Schussental,
im Schussental!

4. Erfasset mich des Todes Hand
Einst fern von dir im fremden Land,
So wünsche ich nur dies allein:
O, laß mich doch begraben sein
– Drum bitt‘ ich heut schon tausendmal –
Zu Ravensburg im Schussental,
im Schussental!

Text: W. Mayer, vor 1924
Melodie: G. Heim, 1952

Vor 1952 wurde das Lied auf eine Melodie von Karl Friedrich Zelter gesungen.

1. Willkommen uns, Du Tag der Freude!
Froh kehrst Du wieder uns zurück.
Ringsum Dich prangt im Feierkleide,
Die Jugend und ihr heitrer Blick.
Grüßt jauchzend Deinen Segensstrahl,
Ihr Wonnelied füllt Berg und Tal.

2. Und fröhlich stimmt in ihre Wonne,
Der Eltern frohes Herz auch ein.
Ja, jedem lächelt Deine Sonne
Und lehrt ihn, Deiner sich zu freu’n!
Was Gottes Segenshand Dir gab,
Streust segnend Du auf uns herab.

3. Und welche Weihe ist’s von allen,
Die heute jedes Herz entzückt –
Welch heit’res Los ist uns gefallen,
Was ist’s, das uns so hoch beglückt?
Des Wohlfeins ungetrübte Lust
Strömt balsamreich in unsre Brust!

4. Die Fülle der gesundheit malet
Auf jedes Antlitz Heiterkeit,
Und aus der Jugend Blicken strahlet
Die fröhlichste Zufriedenheit;
Fern liegen von ihr Gram und Schmerz,
Nur Wohlgefühl durchglüht ihr Herz!

5. So war’s nicht in der Vorwelt Tagen,
Als eines finstren Dämons Wut
Ergrimmt die härtesten der Plagen,
Der Seuche gift’ger Fieber-Glut
In jugendlicher Unschuld Schoß
Dem Grab sie weihend – niedergoß!

6. Doch immer sollt des Todes Hippe
Der zarten Jugend Keim nicht mäh’n,
Und jauchzend durste jede Lippe
Voll heißen Danks den Herrn erhöh’n.
Als er mit starker Segenshand
Dem Tode seine Macht entwand!

7. Auf! „Laßt die Kleinen zu mir kommen!“
Erscholl’s aus seinem Heiligtum,
Da sammelten sich alle Frommen
Und opferten ihm Preis und Ruhm.
Mit Friedenspalmen in der Hand
Durchzogen jubelnd sie das Land!

8. Und jetzt noch preisen uns’re Lieder
Ihn, dessen großer Allmachts-Ruf
Einst von des Himmels Zinnen nieder
Ertönend, neues Leben schuf!
Noch feiern froh wir jedes Jahr
Den Tag, der neues Heil gebar!

9. Ja, aus der Fülle froher Herzen
Steig‘ unser Dank zu Gott empor;
befreit sind wir von Qual und Schmerzen,
Drum lod’re in der Engel Chor
Mit tiefgefühltem, heißen Drang
Zu Gott auch dieser Lobgesang!

10. Auch heute seh’n wir seinen Segen
In reicher Fülle ausgestreut:
Drum sei auf allen unsern Wegen
Ihm unser wärmster Dank geweiht.
Von wem stammt diese Segenskraft,
Ist’s nicht sein Arm, der alles schafft?

11. Doch, laßt nicht froh uns nur genießen,
Was Gottes milde Hand uns beut;
Laßt uns’re Saaten auch ersprießen –
Der Tugend Saaten -, dies erfreut
Den Geber alles Guten mehr
Als leerer Worte zahllos Heer!

12. Ja, schwört aufs Neue zu der Tugend,
Schwört heilig ihr mit Herz und Mund –
Das Alter knüpfe wie die Jugend
Stets fester ihren Segens-Bund,
Dann kehrt mit immer höh’rem Glück
Die Wonne dieses Tags zurück.

J. G. Eben, 1826

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Hinweis

In heutiger Zeit werden am Rutenfest die Strophen 1, 2 und 12 gesungen.

Die Strophen 5ff. beziehen sich auf eine früher verbreitete Deutung des Ursprungs des Rutenfestes: » Daß das Fest einen religiösen Untergrund hatte, daß es eine stete Erinnerung an Pest, Hunger und Krieg sein sollte und wohl auch den Dank des Volkes für überstandene Ernte zum Ausdruck brachte, geht aus den alten Rutenliedern hervor […]«

(Vorwort zum Liederbuch „Rutenbüchlein“, Ravensburg ca. 1920).

1. Es leben alle Schützen hoch
Im deutschen Vaterland!
Von biedern Schützen stammen wir,
Und säh‘ uns Vater Teut allhier:
Er reicht‘ uns froh die Hand!

2. Wißt Ihr, wer Deutschlands Retter war?
Ein Schütz, der Held Armin!
Er schlug bei hellem Morgenrot
Der Römer Legionen tot,
Und wir sind frei durch ihn!

3. Zwei ganze tausend Jahre frei
Und deutsch wie vor durch ihn.
Teuts Sprache sprechen alle noch,
Drum, wer sie redet, spreche: „Hoch!
Hoch leb‘ der Schütz Armin!“

4. Doch mehr als Ruhm und Vaterland
Ist uns die Menschheit noch!
Den edlen Frieden geb‘ ihr Gott!
Wer sich erbarmet fremder Not,
Wer Mensch ist, lebe hoch!

David Friedrich Gräter, ca. 1780

Hinweis zu den Texten

Die martialischen Texte dieser Lieder sollten nicht zu dem Fehlschluß verleiten, daß die Landsknechte in irgend einer Art geartete militaristische Tendenzen aufweisen!

Die Landsknechte sind als Gruppe des Ravensburger Rutenfests politisch völlig neutral. Die Landsknechts- lieder müssen stets im Kontext einer historischen Kostüm- und Spielzugs- gruppe gesehen werden!